Im Rahmen eines eher privaten Treffens von Lesben und Schwulen, der „Lambda-Teestube“ in den Räumen der Oldenburgischen AIDS-Hilfe -damals noch in der Nadorster Straße beheimatet- wurde die Idee eines Lesben- und Schwulenvereins geboren.
Am 17. Mai 1985 war es dann soweit, die TeilnehmerInnen dieses „Teekränzchens“ gründeten den Na Und e.V.
Getagt wurde dann zweimal monatlich als eine Art lesbisch-schwuler Stammtisch in der Alhambra-Kneipe und in der Gaststätte „Beppo“ in der Auguststraße. Der Verein gab sich damals in der Satzung allerhand anspruchsvolle Aufgaben, z. B. „homosexuellen Frauen und Männern durch entsprechende differenzierte Angebote Hilfe zur Selbsthilfe in der Bewältigung solcher Probleme anzubieten, die in der Homosexualität dieser Menschen begründet sind oder mit ihr zusammenhängen“ und „durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit (…) gegen die Diskriminierung Homosexueller und für ihre Emanzipation einzutreten und zu arbeiten“. Aber auch „die ausdrückliche Aufgabe, durch Veranstaltungen, Publikationen etc. alle daran interessierten Mitbürger/innen über die mit Homosexualität zusammenhängenden Themen zu informieren und somit die Allgemeinheit aus sittlichem und geistigem Gebiet selbstlos zu fördern“. Zudem „die Aufgabe, ein Kommunikations- und Beratungszentrum einzurichten und zu betreiben“.
Mit dem Kommunikationszentrum hat es natürlich eine Weile gedauert. Zunächst wurden erst einmal etliche lesbisch-schwule Kulturveranstaltungen organisiert, Infostände unterhalten, Schulaktionen gestartet, rosa Ballnächte an wechselnden Orten abgehalten und schließlich im November 1988 die im Alhambra stattfindende Rosa Disco installiert, die noch heute zweimonatlich in den ungeraden Monaten statt findet. Diese Disco von und für Lesben und Schwule und alle queeren Menschen ist bis heute eine der Haupteinnahmequellen des Vereins.
Na und e.V. und das eigene Zentrum
Ein eigenes Kommunikationszentrum mußte her. Dafür wurde ein weiterer Verein gegründet, der dazu dienen sollte, ein künftiges eigenes Haus zu unterhalten und zu bewirtschaften. Der „Trägerverein für ein Oldenburger Lesben- und Schwulenzentrum“ (kurz: Trägerverein Zentrum oder TROLSZ e.V.). In dessen Satzung fand auch ein Thema Einzug, welches inzwischen insbesondere für Schwule Bedeutung erlangt hatte und das bei der Gründung von Na Und in seiner Dimension noch nicht abzusehen war: AIDS. Die Unterstützung und Hilfe von Lesben und Schwulen, die mit HIV infiziert oder an AIDS erkrankt sind, wurde Vereinszweck.
Bei der Suche nach einer geeigneten Immobilie wurden die Vereinsaktiven im Sommer 1993 in der Ziegelhofstraße fündig: Ein Haus, in dem ehemals eine Fleischerei untergebracht war und das zuletzt als Kiosk genutzt wurde, sollte verkauft werden. Dieses Haus wurde von einem Vereinsmitglied erworben und bis Oktober 2003 zum Selbstkostenpreis an die beiden Vereine vermietet. Es waren nicht nur größere Büro- und Gruppenräume geplant, sondern auch ein Kneipencafé. Der Zustand des Gebäudes machte umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten erforderlich. Diese wurden zum überwiegenden Teil wieder in Eigenleistung von den aktiven Lesben und Schwulen erbracht. Das Geld für den Umbau kam größtenteils aus selbsterwirtschafteten Eigenmitteln, es gab aber auch Zuschüsse aus dem Schwulentopf und dem Etat für Soziokultur des Landes Niedersachsens. Die Stadt Oldenburg hat sich noch nie finanziell beteiligt. Nach zehnmonatiger Bauphase konnte am 11. Juni 1994 das Lesben- und Schwulenzentrum mit dem Kneipencafé „Hempels“ eingeweiht werden.
Na und e.V. und seine Aktivitäten
Damit ist bekanntlich die Geschichte nicht vorbei. Das Zentrum funktioniert – manchmal zum Erstaunen der langjährig Aktiven – immer noch ganz gut. Im Oktober 2003 wurde die Michael-Sartorius-Stiftung vom Na Und gegründet, welche nun Eigentümerin des Zentrums ist. Das Hempels hat mindestens dreimal in der Woche geöffnet – selbstverständlich mit ehrenamtlichen Thekenkräften. Die Rosa Disco mußte seit 1988 noch nie ausfallen und feierte im November 2006 das 18jährige Bestehen. Die „Rosigen Zeiten“ erschienen am 30. September 2005 mit ihrer 100. Ausgabe. Verschiedene Gruppen treffen sich im Haus. Einige, wie die Filmgruppe „RollenWechsel„, sind Gruppen von Na Und selbst, andere nutzen nur die Räume. Diese stehen unentgeltlich zur Verfügung. Das Konzept ist einfach: Alle NutzerInnen sollen sich an den notwendigen Arbeiten im Hause oder auf der Rosa Disco beteiligen. Für die, die dafür keine Zeit oder Lust haben, oder einfach nur so eine Unterstützung leisten wollen, gibt es darüber hinaus die Möglichkeit, als Fördermitglied an den Trägerverein zu spenden.
Na Und und TROLSZ haben auch nach der Eröffnung des Zentrums immer wieder Akzente in der Szene gesetzt. So wurden z. B. die ersten beiden Oldenburger „Christopher-Street-Days“ federführend von hier aus initiiert und organisiert, bevor im Jahr 1997 ein dafür neu gegründeter Verein (LuST e. V., heute: CSD-Nordwest e. V.) die Regie übernommen hat. Darüber hinaus hat der Verein denlesbisch-schwulen Stadtführer „Oldenburg für Verzauberte“ 2003 und in Neuauflage 2006 herausgebracht und unterstützt die monatliche Vorführung von Filmen mit lesbischen, schwulen oder Transgender-Inhalten.
Das Entscheidungsgremium der Vereine und damit des Hauses ist das zwei Mal im Monat stattfindende Zentrumsplenum. Hier werden Ideen gesponnen, Organisatorisches erledigt und handfeste Beschlüsse gefasst. Das Plenum am 3. Mittwoch eines jeden Monats um 20 Uhr ist öffentlich und alle, die Lust haben beim Oldenburger Lesben- und Schwulenzentrum mitzumischen, sind dazu herzlich eingeladen. Auf daß Na Und auch künftig einen wesentlichen Anteil daran hat, daß man andernorts von unserer Stadt als der „heimlichen Homohochburg Oldenburg“ spricht – so steht es in einem Fragespiel des Berliner Queer-Verlags!
Im Sommer 2006 wurde das Lesben- und Schwulenzentrum in der Ziegelhofstraße umfassend umgebaut und renoviert. Unter anderem wurde der Kneipenraum des Hempels erweitert und der Gruppenraum, der sich bis dahin im Erdgeschoss befunden hatte, in den ersten Stock verlegt.