trans*inter*

Schön, dass Du Dich über unser Angebot zu trans*inter* informieren möchtest. Neben vielen Antworten in unserer FAQ hier auf dieser Seite findest Du auch unsere Gruppenangebote:

Unsere FAQ für Dich:

Grundsätzlich zeichnet sich Transgeschlechtlichkeit durch die dauerhafte innere Gewissheit aus, sich einem anderen Geschlecht zugehörig zu fühlen. Dabei können einige Körpermerkmale, die wir in der Gesellschaft zur Zuordnung eines Geschlechts nutzen wie Bart, Stimme, Brust usw. als nicht übereinstimmend mit dem eigenen Geschlecht empfunden werden. Dies gibt es bei allen Geschlechtern. Nicht-Betroffene (sog. ‚cis‘ Personen) können sich so etwas nur schwer vorstellen, weil es bei ihnen keinen Widerspruch zwischen dem körperlichen und dem seelischen Geschlecht gibt: Bei ihnen sind Körpergeschlecht und Identitätsgeschlecht im Einklang – anders bei trans Personen.

Eine weitere Unterscheidung sind ‚binäre‘ und ‚nicht-binäre‘ (auch ‚enby‘, ‚non-binär‘, ‚non-binary‘) Personen. Binäre Menschen identifizieren sich entweder als eindeutig ‚männlich‘ oder ‚weiblich‘.

Nicht-binäre Menschen verordnen sich hingegen weder eindeutig ‚männlich‘ noch ‚weiblich‘. Sie befinden sich auf einem Spektrum, dass viele Formen der Geschlechtsempfindung umfasst. Dies reicht von ‚gar kein Geschlecht‘ (sog. ‚agender‘) über gleichzeitig männlich und weiblich (sog. ‚bigender‘) hin zu einem Geschlechtsempfinden unabhängig von Männlichkeit und Weiblichkeit (sog. ‚genderqueer‘). Auch veränderbare Geschlechtsempfindungen sind möglich (sog. ‚genderfluid‘). Weitere Unterformen sind möglich. Nicht-binäre Menschen können sich sowohl als ‚trans‘ als auch als ‚cis‘ bezeichnen, daher führen wir sie in allen Texten als zusätzliche Personengruppe auf.

Sowohl binär als auch nicht-binär können sich intergeschlechtliche Personen empfinden. Diese Personen werden mit körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren, die häufig (diskriminierend!) als ‚uneindeutig‘ bezeichnet werden. Gemeint ist hiermit, dass sie nicht eindeutig ‚männlich‘ oder ‚weiblich‘ eingeordnet werden können. Viele dieser Menschen wurden ohne ihr Einverständnis bereits als Kinder operiert, um eine ‚eindeutige‘ Zuordnung zu ermöglichen. Diese Eingriffe haben bei vielen zu schwerwiegenden psychischen und physischen Folgen geführt.

Es gibt darüber hinaus auch Formen der Intergeschlechtlichkeit, die erst in späteren Lebensjahren oder nie festgestellt werden.

Wichtig ist, dass es bei all diesen Begriffen um die eigene Identität und den eigenen Körper geht und nicht um eine sexuelle Orientierung. Letztere meint, dass sich eine Person zu einem oder mehreren Geschlecht(ern) sexuell und/oder romantisch hingezogen fühlt.

Aufgrund von Unwissen und Vorurteilen in der Gesellschaft sind Trans*/Inter*/Non-binäre mit vielen Vorurteilen konfrontiert. Für Fragen und Auskünfte stehen wir als Gruppen jederzeit zur Verfügung. Auf dieser Seite können wir natürlich nur einen kurzen Überblick über das Thema geben. Unten finden sich zudem einige Links mit weiteren Informationen für Interessierte und aktuelle Leitlinien für medizinisches Personal.

Für die Bezeichnung von Transgeschlechtlichkeit gibt es verschiedene Begriffe wie z. B. die Kurzform ‚trans (mit oder ohne Sternchen)‘, ‚Transgender‘ oder ‚Transidentität‘. Veraltet sind die Begriffe ‚Transsexualität‘ und ‚Transsexualismus“, die weit verbreitet sind, aber aufgrund der Verwechslungsgefahr mit einer sexuellen Orientierung und der diskriminierenden Verwendung in der Vergangenheit heute nur noch als Selbstbezeichnung verwendet werden sollten. Personen, die sich selbst als ‚transsexuell‘ bezeichnen sind selbstverständlich bei uns willkommen.

Davon abzugrenzen ist der Bereich des ‚Transvestitismus‘. Dieser Begriff gilt ebenfalls heute als veraltet, da dieser Begriff als Krankheitsdiagnose verwendet wurde. Heute gängiger ist der Begriff ‚Cross-Dresser*in‘, also Personen, die sich aus verschiedenen Gründen z. B. durch Kleidung und Verhalten zeitweise als ein anderes Geschlecht zeigen.

Dieser sollte nicht verwechselt werden mit ‚De-Transition‘ oder ‚Re-Transition‘, die häufig als Umkehrung einer Transition verstanden werden. Gemeint ist hier, dass sich eine Person zuvor als transgeschlechtlich identifiziert und eine Transition durchlaufen hat, diese aber wieder ‚umkehrt‘. Dies passiert nur äußerst selten und stellt keinesfalls das absolute Gegenteil von Transgeschlechtlichkeit dar. Auch diese Menschen sind bei uns jederzeit willkommen.

Transgeschlechtlichkeit ist eine normale Form der Geschlechtsentwicklung, die – wie die sexuelle Orientierung – nicht gewählt wird, sondern einfach Teil einer Person ist. Wichtig ist, dass Transgeschlechtlichkeit keine Erkrankung ist, aber oft zu einen hohen Leidensdruck (sog. Geschlechtsdysphorie) führt, der gelindert werden kann.

Dies gilt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Allerdings gibt es heute zahlreiche Hilfsangebote, die das Leben im gefühlten Geschlecht ermöglichen. Bereits die Aussicht darauf kann Erleichterung verschaffen. Da Transgeschlechtlichkeit keine (psychische) Erkrankung ist, kann sie auch nicht mit einer Psychotherapie behandelt werden. Allerdings ist der aktuelle wissenschaftliche Stand, dass Geschlechtsdysphorie und der Umgang mit Diskriminierungen und Anfeindungen, sehr wohl psychotherapeutisch begleitet werden können. Auch wenn die Forschung an dieser Stelle schon weiter ist und die verpflichtende Psychotherapie als Voraussetzung zur Gesundheitsversorgung als unnötig einstuft, ist es aktuell notwendig eine gewisse Stundenzahl an Psychotherapie zu absolvieren, um Kostenübernahmen durch Krankenkassen bewilligt zu bekommen. (vgl. Nieder/Strauß et al., S. 44)

Dabei ist es nicht zwingend notwendig jede (medizinische) Möglichkeit zu nutzen, um sich mit dem eigenen Körper wohlzufühlen. Jede Person hat unterschiedliche Bedürfnisse, sodass einige Menschen viele Maßnahmen brauchen, andere wiederum wenige oder gar keine. Auch bedeuten nicht alle medizinischen Maßnahmen gleich Operationen. Es gibt auch Maßnahmen, die den Körper selbst nicht verändern.

Literatur: Nieder, Timo O./Strauß, Bernhard et al.: Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit: S-3 Leitlinie zur Diagnostik, Beratung und Behandlung, S. 44

Ja. Die Geschlechtsidentität und die sexuelle Orientierung eines Menschen sind zwei unterschiedliche Bereiche, daher ist hier jede Kombination möglich und ‚richtig‘. Beispielweise kann eine trans Frau Anziehung gegenüber Frauen empfinden und daher ‚lesbisch‘ sein oder ein trans Mann schwul sein.

Anzeichen können bereits in der Kindheit auftreten, wobei einige Kindern diese Gefühle bereits selbst äußern können oder durch ihr Verhalten auf sich aufmerksam machen. Diese Äußerungen sollten ernst genommen werden. Die Sorge, dass Kinder und Jugendliche dabei unumkehrbare Körperveränderungen durchmachen und diese bereuen könnten, ist verständlich. An dieser Stelle können wir jedoch beruhigen, da die medizinische Versorgung von sehr jungen Menschen darauf abzielt diese zu begleiten und die (körperliche) Pubertät zu verzögern. So kann wichtige Zeit gewonnen werden, um Sicherheit über die eigene Geschlechtsidentität und für weitere medizinische Maßnahmen zu gewinnen. Gleichzeitig wird so verhindert, dass es zur Ausprägung von Körpermerkmalen kommt, die ggf. später chirurgisch behandelt werden müssten. Sollte die betroffene Person hingegen zu der Erkenntnis gelangen, dass doch keine Transgeschlechtlichkeit vorliegt – also ‚cis‘ zu sein – so kann die „normale Pubertät“ durchlaufen werden. Es finden also keine geschlechtsangleichenden Operationen oder Hormontherapien im Kindesalter statt! Für Kinder unter 14 Jahren haben wir derzeit keine eigene Gruppe. Wir beantworten aber jederzeit Fragen und vermitteln sehr gerne an andere Anlaufstellen weiter!

Für Personen, die sich trauen über ihre Geschlechtlichkeit zu sprechen, ist dies häufig eine große Hürde. Es kostet sie Überwindung, bietet aber gleichzeitig die Chance auf ein erfüllteres Leben. Auch steckt darin eine klare Bedürfnisäußerung, also der Wunsch danach von anderen anerkannt und gesehen zu werden als der Mensch, der sie tatsächlich sind.

Die Verwendung des ‚alten‘ Namens (sog. ‚Deadname‘) und der ‚alten‘ Geschlechtszuordnung (also Herr/Frau; Pronomen wie er/sie, sog. ‚misgendern‘), die nicht mit der eigenen Geschlechtsidentität übereinstimmen, ist verletzend. Es bedeutet eine Ablehnung der eigenen Empfindungen und Bedürfnisse und stellt eine Diskriminierung dar. Daher sollte grundsätzlich auf die Wünsche der Person geachtet werden. So sollte der neue Namen und die neuen Pronomen sowie die Ansprache der Person in allen Situationen verwendet werden. (Achtung: Sollte die Person noch nicht geoutet sein oder besteht die Möglichkeit, dass durch die Verwendung des neuen Namens/der Ansprache/der Pronomen eine Gefahr für die Person entsteht, gilt dies nicht.)

Die Bedürfnisse einer Person lassen sich am besten in einem persönlichen Gespräch feststellen. Mehr dazu bei „Wie gehe ich mit einer trans*/inter*/non-binären Person um?“. Um ‚geschlechtsneutral‘ über Personen zu sprechen, bei denen dies gewünscht ist oder deren Geschlechtsidentität unbekannt ist, bietet es sich an neutrale Formen zu verwenden z. B. „der Lehrende“ oder „die Lehrperson“ statt „der Lehrer/die Lehrerin“. Bei Wörtern, wo dies nicht möglich ist, kann die heute weit verbreitete Form mit einer kurzen Pause im Wort verwendet werden z. B. „Schüler_in (auch Schüler:in/Schüler*in)“.

Ganz allgemein: Normal.

Die Geschlechtlichkeit ist nur ein Teil eines Menschen und ändert nicht dessen gesamte Persönlichkeit, daher sollte der Umgang weitgehend unverändert bleiben. Ausnahmen ergeben sich nur in Bezug auf einige Kleinigkeiten:

Wie bei allen Menschen, gibt es auch bei trans*/inter*/non-binären Menschen solche, die sehr offen Fragen beantworten und solche, die das nicht mögen. Allerdings gilt für die meisten, dass ungebeten intime Fragen unangebracht sind. So sollten Fragen zu Aussehen, Operationen und Umgang mit Genitalien (also Geschlechtsteilen) nicht gestellt werden. Auch Fragen zur Sexualität sind grenzüberschreitend. Anders sieht dies aus, wenn die Person selbst anbietet solche Fragen zu beantworten.

Gut gemeint sind häufig Fragen zum Stand der Transition. Für viele ist dies ein anstrengender und emotional belastender Prozess, sodass auch hier ein gewisses Feingefühl notwendig ist. Sollte die Person äußern darüber gerade nicht sprechen zu wollen, so sollte das respektiert werden. Gern gesehen sind für die meisten Fragen zu der gewünschten Ansprache, den Pronomen, dem Namen etc. Auch darf zur Sicherheit gefragt werden, ob diese überall verwendet werden dürfen/sollen oder ob es noch das Bedürfnis gibt an einigen Stellen den Deadname und andere Pronomen zu verwenden.

Gefühle wie Unsicherheit, Ratlosigkeit, Überforderung treten häufig auf, lassen sich aber mithilfe von Unterstützung überwinden.

Eine erste Anlaufstelle können (Selbsthilfe-)gruppen, Beratungsstellen oder spezialisierte Psychotherapeut:innen sein. Diese können Menschen bei der Wahl der Maßnahmen und der Änderungen des Vornamens- und Personenstandes unterstützen. Sie helfen auch bei allen anderen Fragen, die vor, während und nach einer Selbstfindung, Transition oder eines Outings auftreten. Weiterhin halten alle Anlaufstellen Listen mit Therapeut:innen und Ärzt:innen für alle weiteren Schritte bereit. Bei uns im Hempels treffen sich aktuell 3 Gruppen, die sich ausschließlich mit Geschlechtsidentität befassen und alle unterschiedliche Schwerpunkte und Teilnehmende haben. Am einfachsten ist es einfach mal Kontakt aufzunehmen oder direkt zu einem Gruppentreffen zu kommen und uns kennenzulernen.

Gendertravellers: http://www.naund-oldenburg.de/gendertravellers/

GenderSnacks: http://www.naund-oldenburg.de/gruppen/junge-trans-inter-erwachsene/

TS/TV: http://www.naund-oldenburg.de/transsexuelle-und-transvestiten/

Wir haben eine umfassende Sammlung von Informationsmaterialien, die sich im Regal im Hempels befinden. Die Gruppenleiter:innen haben darüber hinaus weiteres Material. Auch eine Leihbücherei haben wir, die sich aktuell im Aufbau befindet. Dort finden sich aber bereits erste Biografien, Fachbücher, Romane etc.

Auch gibt es eine queere Jugendgruppe, bei der trans*/inter* und nicht-binäre Jugendliche zwischen 14 und 27 Jahre herzlich willkommen sind:

BeDifferent: http://www.naund-oldenburg.de/be-different/

Eine Peerberatungsgruppe findet regelmäßig im Hempels statt:

Queer Peers Beratungsgruppe:

http://www.naund-oldenburg.de/gruppen/queer-peers-beratungsruppe/

Wer sich für queere Literatur interessiert, ist bei den Queerreads gut aufgehoben:

http://www.naund-oldenburg.de/gruppen/queerreads-oldenburg/

Trans*Inter*Beratung des AStA der Universität Oldenburg (https://asta-oldenburg.de/intertransberatung/)

Trans*Beratung Weser-Ems (https://transberatung-weser-ems.de/beratung/oldenburg/)

Trans*Beratung des dgti (https://www.bekos-oldenburg.de/selbsthilfegruppen/index.php/selbsthilfegruppen/?id=125)

Allgemein

Informationen zur sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt:

https://queer-lexikon.net/

https://100mensch.de/lexikon/

Praxis-Handbuch zu Gender und Sprache (findet sich auch in unserer Leihbibliothek):

https://wortenundmeer.net/product/wie-schreibe-ich-divers/

Trans*/Nicht-binär:

S3-Leitlinie zur Diagnostik, Beratung und Behandlung von Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit:

https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/138-001l_S3_Geschlechtsdysphorie-Diagnostik-Beratung-Behandlung_2019-02.pdf Patientenleitlinie zur S3-Leitlinie:

https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/138-001p_S3_Geschlechtsdysphorie-Diagnostik-Beratung-Behandlung_2019-11_1.pdf

Praxistipps für Kostenübernahmen und Widersprüche: https://www.bundesverband-trans.de/wp-content/uploads/2021/09/Praxistipps-Trans-Krankenkasse_11_ONLINE.pdf

Bundesverband Trans*:

https://www.bundesverband-trans.de/ Transhealtkitprojekt: https://www.instagram.com/transhealthkitprojekt/?hl=de

QNN – Landesfachstelle Trans*:

https://qnn.de/trans/ Dgti-Ergänzungsausweis: https://dgti.org/2021/09/05/der-ergaenzungsausweis-der-dgti-e-v/

Inter*:

Intergeschlechtlichen Menschen Landesverband Niedersachsen e. V.:

https://im-nds-ev.de/ QNN – Landeskoordination Inter*: https://qnn.de/inter/